
Ein Urlaub benötigt mehrere Dinge, damit er gelungen ist: Die freie Zeit selber (macht meiner Einschätzung nach sicherlich fünfzig Prozent aus). Dann noch eine ansprechende Umgebung und Ambitionen diese mit der freien Zeit zu kombinieren. Die ansprechende Umgebung würde ich persönlich folgendermaßen aufgliedern: Umgebung draußen (35%) und Umgebung drinnen (15%). So meine persönliche Werteskala vor meinem letzten Urlaub. Jetzt, wieder in heimischen Gefilden, würde ich die Wertung anders vornehmen. Die Umgebung innen nimmt doch mehr Wert ein, als ursprünglich angenommen. Wie sich das in Prozent ausdrückt, weiß ich noch nicht genau, darüber schlafe ich noch. Im eigenen Bett, was in seiner Wertigkeit ebenfalls extrem gestiegen ist.
Aber erst mal das positive: Dublin ist eine tolle Stadt – wusste ich schon, meinen persönlichen Lieblingsplatz entdeckte ich erst heute. Direkt vor der Hoteltür, hinter Dublin Castle. Ein Garten, so lauschig und ruhig, dass einen die Ruhe das hektische Treiben auf der Dame Street fast vergessen lässt. Ansonsten: Alles gut! Sightseeing, zeichnen, lesen… Es fehlt etwas? Genau die Ruhe, die zum Ausruhen benötigt wird. Ruhe zu finden war etwas schwierig. Am entspannendsten (vom Garten am Dublin Castle mal abgesehen) war es im Sightseeingtourbus oder früh morgens im St. Stephans Green. Oder im Phönixpark oder an der Christchurch Cathedral. Hat jemand was bemerkt? ALLES draußen. Das hatte seinen Grund, denn drinnen war es schwierig mit der Ruhe. Und damit meine ich nicht den üblichen Krach, der immer entsteht, wenn viele Menschen an einem Ort übernachten (Türen klappen, Leuten Lachen, mitternächtliches Geburtstagsständchen singen…) Das alles ist ebenso verschmerzlich wie der Verkehr vor der Haustür. Die Ruhe, die eventuell einen kleinen Mittagsschlaf zulässt, fehlte. Und damit komme ich schon zum Knackpunkt:
Mit der Ruhe war es in meinem Hotel nicht weit her. Ich weiß, was zählt ist: Lage, Lage, Lage. Die Lage war optimal, aber das Hotel war furchtbar…
Wo soll man da anfangen? Bei der Baustelle auf dem Gang (mindestens vier Arbeiter verteilten Kabel in vielen frohen Farben – rot, blau, gelb…), es gab mehrer Bohrer im Einsatz und die Sägen der Vollständigkeit halber nicht zu vergessen. Okay, die werden dafür bezahlt, dass sie ab 8.30 Uhr arbeiten (hätte man bei der Buchung netter Weise drauf hingewiesen werden können). Aber vielleicht fange ich bei meinem Zimmer an. Als ich eintraf (abends um 23 Uhr), erhielt ich sogleich meinen Schlüssel und als ich das ZImmer öffnete, einen gefühlten Schlag vor den Kopf. Brütende Hitze. Nein kein irischer Sommer, nur ein defekter Heizkörper. Der leider einige Ausmaße hatte. Das freut sicher im Winter. Den Rost übrigens auch, der sich schon an allen Ecken und Enden vorgearbeitet hatte. Gut sichtbar, sobald die Vorhänge weggezogen wurden. Wegen des großen Loches in der Wand sollten die lieber an Ort und Stelle bleiben. Ich wollte das aber nicht. An Ort und Stelle bleiben. Also zurück zur Rezeption. Ich bekam ein anderes Zimmer und ich fragte mich nach meinem Umzug, warum ich das nicht gleich bekommen hatte. Größer, schöner und in einem besseren Zustand. Und anstatt auf die Häuserwand und die dazugehörigen Mülltonnen zu schauen, konnte ich nun die Aussicht auf die City Hall genießen (Anmerkung: Das Zimmer war wesentlich besser, wobei der allgemeine Zustand des Zimmers die Frage nach den drei Sternen aufwarf). Im Bad gab es zwei unversehrte Bodenfliesen. Diese waren nachträglich ausgetauscht worde. Ich vermute, dass es von den alten keine mehr gab. Denn alles was passend schien, war die Größe. Es war fast egal. Keine Hitze und Fenster zum Lüften – was sollte ich mehr wollen? (Das Teufelchen in meinem Hirn verlangte pausenlos den überhöhten Preis zurück! Wenigstens einen Preisnachlass…!)
Einen Tag später wusste ich, was ich zu meinem Glück brauchte: Ruhe! Die Handwerker waren fleißig, das muss auch so sein. Aber warum direkt neben meinem Zimmer`? Und auf dem Gang? Wieder einen Tag später sollte ich es wissen. Das Telefon klingelte, als ich gerade vom Frühstück zurück war. Der nette Herr an der Rezeption sagte, dass ich jetzt mein ursprüngliches Zimmer beziehen könne. Ich lehnte freundlich und höflich ab. Mit meinem jetzigen Ziommer wäre alles super und es würde mir sowieso besser als das erste gefallen. Das freute den Herrn. Jedoch wies er mich darauf hin, dass in mein Zimmer die Handwerker müssten. Ich könne natürlich drin bleiben, ob mir das etwas ausmachen würde, wenn den Tag über die Handwerker in meinem Raum wären…? Und ob mir das was ausmachen würde. Ich wollte den Tausch so schnell wie möglich hinter mich bringen. Um es kurz zu machen: Ich hatte Glück: Denn es gab überhaupt ein Zimmer für mich! Mein altes, mit reparierten Heizkörper. Das ich einen Tag vor der Abreise alle meine Sachen zusammen packen musste (zur Probe quasi), ärgerte mich. Den Ärger wollte der nette Herr an der Rezeption mit einem Gutschein für ein Lunch besänftigen. Dabei wollte ich meinen letzten Tag in Dublin verbringen und nicht im Hotel Mittag essen. Ich lehnte dankend ab, das war es.
The Parliament Hotel (Lord Edward Street) in Dublin kann ich nicht empfehlen, aber die Lage und den Garten hinter dem Dublin Castle. Ein Traum und so schön ruhig…