
Die Bahn hat es schwer – ihr Ruf ist nicht so doll. Alle schimpfen über die Unpünktlichkeit und es gibt kaum jemanden, der nicht über die Entgleisungen der Bahn berichtet, wenn dieser jemand gegen Entgelt die Dienste der Bahn in Anspruch nimmt.
Das heutige Erlebnis mit der Bahn zeigt – die Bahn ist viel schlechter als ihr Ruf.
Auf meiner Haus- und Hof-Strecke zwischen Erkelenz und Düsseldorf kommt es aktuell zu Schwierigkeiten. Dem Internet ist zu entnehmen: Aufgrund von Baugeschehen, aber auch durch unvorhergesehenen Abweichungen (WAS soll das denn bitte sein???), kann es zu Änderungen im Fahrplan kommen. (avv.de).
Aber die Bahn sorgt für Schienenersatzverkehr (SEV). Anstelle einer Bahn, die ihre Mitfahrer von A nach B bringt, werden Busse eingesetzt. In meinem Fall sollte mich heute der SEV von Erkelenz nach Mönchengladbach-Rheydt bringen. Nicht nur mich, noch ca 10 andere Mitfahrer wollten ebenfalls nach Rheydt. Jetzt könnte man sich freuen, was will man da, aber das muss jeder selbst entscheiden. Entscheidend ist an dieser Stelle: Es stand als Ziel auf der Frontseite des Busses: SEV RB 33 Mönchengladbach-Rheydt.
Der Busfahrer schaute auf mein Handyticket (Ziel: Düsseldorf), und beantwortete meine Frage: „Fahren sie nach Mönchengladbach-Rheydt?“ mit einem Nicken. Ich setzte mich und freute mich darüber, dass ich einen Bus früher bekommen hatte. Der Bus setzte sich in Bewegung. Nach zwei Minuten fragte ich mich, warum er am Kreisel falsch abgebogen war, tröstete mich aber mit dem Gedanken, dass er sicher über die B57 fahren würde. Dann bog er wieder falsch ab. Weil der Bus exakt in die falsche Richtung fuhr, fragte ich den jungen Mann hinter mir, ob der Bus nicht nach Rheydt fahren würde. Der Mann sagte, dass er da auch hin wolle und ebenfalls nicht verstehen konnte, warum der Bus in die falsche Richtung fuhr. Als wir dann auch noch in ein kleines Dorf fuhren, stellte auch der Busfahrer fest, dass er falsch gefahren war und wendete, um dann im Kreisel, wieder falsch abzubiegen. Ich war ratlos. Der Mann hinter mir auch. Er ging nach vorne, um dem Busfahrer zu sagen, dass er falsch fuhr. Der Busfahrer ignorierte das. Nach Rheydt ginge es auf diesem Weg.
Allerdings waren wir Mitfahrer uns einig, dass das der falsche Weg war. Die B57 war schon mal eine gute Idee, wenn jetzt der Fahrer noch in die andere Richtung gefahren wäre – TOLL!
Nachdem wir mit sattem Tempo immer noch in die falsche Richtung fuhren, ging ich nach vorn und sagte dem Fahrer, dass er in die falsche Richtung fahren würde. Wenn er nach Mönchengladbach-Rheydt fahren wolle, dann müsste er umdrehen und genau in die andere Richtung fahren. Leider stellte sich heraus, dass der Fahrer der deutschen Sprache nicht mächtig war. Er reagierte unwirsch, gestikulierte wild und sagte immer wieder Rheydt. Ich sagte ihm, dass er in dieser Richtung nicht nach Rheydt, sondern nach Geilenkirchen kommen würde. „Ja, Geilenkirchen!“, war seine Antwort.
„Ja was denn nun? Rheydt oder Geilenkirchen?“ Ich merkte, wie ich lauter wurde.
„Geilenkirchen!“
„Ich habe sie gefragt, ob sie nach Rheydt fahren und sie antworteten, dass sie nach Rheydt fahren!“
„Musst du gucken!“, sagte der Busfahrer und gestikulierte nach draußen und wiederholte seinen rudimentären Satz.
„Ist mir scheißegal, ob ich gucken muss. Sie fahren in die falsche Richtung! Draußen steht Rheydt, sie wissen nicht wo es lang geht!“
Ich packte meine Sachen zusammen und informierte die anderen Fahrgäste, dass auch sie nicht nach Rheydt kommen würden, da der Busfahrer sich entschieden hätte, nach Geilenkirchen zu fahren. Dann forderte ich den Fahrer auf, mich sofort aus dem Bus zu lassen.
Außer mir stiegen auch die anderen Mitfahrer aus. Der Busfahrer ist dann wahrscheinlich allein nach Geilenkirchen gefahren. Wahrscheinlich hat sich sein Kollege gewundert, der tatsächlich nach Geilenkirchen fuhr. Der Bus war fahrplanmäßig 6 Minuten vorher in Erkelenz abgefahren.
Ich war dann noch 45 Minuten zu Fuß unterwegs, um nach Hause zu kommen. Dann nochmal dreißig Minuten, um wieder den Bahnhof zu erreichen, damit im Kundencenter meinen Ärger Luft gemacht werden konnte. Den ganzen Nachmittag war ich unterwegs, aber hatte nichts von dem erreicht, was ich wollte! Einfach nur ärgerlich und das alles wegen eines Mannes, der erstens nicht weiß, wo es lang geht und zweitens sich nichts sagen lassen konnte.
Als ich dem Herrn am Schalter des Kundencenters der Bahn anfing zu erzählen, dass der Busfahrer in die falsche Richtung gefahren war, sagte er: „Ach, dann sind sie sicher die Frau, die in Baal ausstieg?“ Ich war perplex und konnte nur nicken. Einer meiner Mitreisenden war schon vor mir da gewesen, um seine Fahrkarte umzutauschen. Der hatte unser Desaster schon ausgiebig erzählt. Ich legte dem verständnisvollen Mann meine Fahrkarte vor und auch diese konnte umgebucht werden. Vielleicht klappt es ja doch noch, dass ich ohne Auto nach Düsseldorf komme – wer weiß?
Es gibt auch tolle Mitarbeiter bei der Bahn, man muss sie nur finden.