
Etwas, das sehr naheliegend ist, wird leicht übersehen. So wie der sprichwörtliche Wald vor lauter Bäumen leicht übersehen wird.
Ich befinde mich seit ca. 40 Jahren in einer nicht repräsentativen Studie. Bewusst wurde mir das gestern um 20.16 Uhr. Im Selbstversuch konnte ich in den letzten Jahrzehnten erfahren, dass Stricken zu mehr Gelassenheit und Ruhe führen kann. Die Änderung der Versuchsbedingungen (Veränderung der Materialien: Merinowolle, Baumwolle, Polyester, Kashmir, Leinen,… und der Nadelstärke) haben gezeigt, dass sie keinen Einfluß auf das Ergebnis haben. Erfahrungsgemäß beeinflusst hingegen das Umfeld das Ergebnis maßgeblich. Im persönlichen Selbststudium konnte ich nachweisen, dass für mich der größte Erholungseffekt eintritt, wenn es sich allein an einem gemütlichen Ort stricken lässt. Effektverstärkend kann eventuell die Kombination mit Musik wirken. Dies ist jedoch vom persönlichen Vorlieben abhängig und kann ohne Risiko ausprobiert werden. Voraussetzung für ruheförderndes Stricken ist jedoch die Kenntnis des Strickvorgangs an sich. Beim Stricken einfacher Muster können Gedanken fließen, wählt man schwierige Muster, befindet man sich in einem Zustand der Gedankenkontrolle (Gedanken haben keinen Platz, da sich die Konzentration auf die Bearbeitung der Musteranleitung fokussieren muss).
Hier kann das therapeutische Sticken zu einer zusätzliche Verstärkung führen. Durch die Bearbeitung der Stickmuster, die mit ausgiebigem Zählen eng verknüpft ist, lässt es sich leicht aus dem Leben zählen. Wer zählt, kann nicht denken – ergo: Kein Platz für schlechte Gedanken. Aber auch für keine guten Gedanken. Nach jahrelanger Testung und mit dem Nachlassen der Sehkraft bevorzuge ich therapeutisches Stricken. Am liebsten mit Nadelstärke 8 – da sieht man, was man getan hat!